• Die Veröffentlichungen vor 2002 beruhen zumeist auf Erinnerungen von Zeitzeugen und Einzeldokumenten und sind daher einseitig und lückenhaft. Mit dem historischen e-book über die Raketenforschung der Junkers-Werke und einem Manuskript zu den Dessauer Raketen in Zusammenarbeit zwischen Johannes Winkler und Hugo A. Hückel 1931/32 wurde eine Zusammenstellung der bisher bekannten Einzeldokumente geschaffen. Quellen dafür waren:
  • die Biografie von Rudolf Guder über Johannes Winkler 2002 „Astris…“
  • die Versuchsprotokollen der Forschungsanstalt „Prof. Junkers“
  • die Transkription in Maschinenschrift des handschriftlichen Briefwechsels zwischen Johannes Winkler und Hugo A. Hückel
  • der Nachlass Winkler im DM München und
  • der Nachlass Ingenhaag/Winkler des Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum Feucht.

Das e-Book kann über www.winkler-Raketenforschung.de erworben werden. Über eine Veröffentlichung der Dokumente zu den Dessauer Raketen von Hückel und Winkler sind noch keine Entscheidungen gefallen. Eine wissenschaftlich-technische Auswertung der Dokumente wird auch zukünftig den Raketenspezialisten überlassen.

  • Johannes Winkler wurde 1897 geboren, hatte nach dem 1. Weltkrieg in Danzig ein Studium im Maschinenbau begonnen, studierte jedoch dann erfolgreich Theologie – im gleichen Umfang aber auch naturwissenschaftliche Fächer, wie belegt werden kann. 1926 nahm er mit Hermann Oberth Verbindung auf und stand bis 1929 mit ihm in Korrespondenz. Obwohl er keinen technischen Abschluss hatte, wurde er seit 1929 aufgrund seiner Kenntnisse als Ingenieur anerkannt.
  • Er war Ende der 1920er Jahre dadurch bekannt, da er die Zeitschrift „Die Rakete“ veröffentlichte und der erste Vorsitzende des „Verein für Raumschifffahrt“ bis 1929 gewesen war. In der Zeitschrift publizierte er freizügig seine ersten Beiträge zur Raketentheorie. Auch seine Breslauer Untersuchungsergebnisse mit Pulverraketen veröffentlichte er dort. Folgende Artikel werden als erste Beiträge von Johannes Winkler zur Raketentheorie gewertet:
  • Der Artikel „Der Flug zum Mond“ erschien in der Deutschen Jugend-Zeitung 1927. Johannes Winkler reichte am 14.9.1927 sein Gebrauchsmuster „Schnellflugzeug“ ein und veröffentlichte den Text dazu in der Septemberausgabe der Zeitschrift „Die Rakete“ 1927.
  • Bereits im Dezember 1927 veröffentlichte Winkler den Gedanken, die Gasturbine von Lemale aus Ausgangspunkt zur Entwicklung eines Raketenantriebes zu wählen. Er erkennt, dass von der Zerstäubung deren Leistungsfähigkeit abhängt.
  • Den Grundgedanken der Bündelung von Triebwerken äußerte Winkler bereits 12/1927. Eine erste mathematische Herleitung ist in der Zeitschrift 2/1928 enthalten. Der Begriff „Winkler-Methode“ wird 1932 geboren. Die Summe seiner Erkenntnisse legte er 1947 nieder (Bericht an die britischen Behörden).
  • Das Problem der Gasdissoziation greift Winkler ebenfalls bereits in 12 /1927 auf. Es wird ihn bis 1947 begleiten, als er dazu einen Bericht an die britischen Behörden schrieb.
  • Hermann Oberth, Max Valier und Rudolf Nebel bemühten sich in den 1920er Jahren um die Junkers-Werke als Kooperationspartner, doch den Arbeitsvertrag mit der Forschungsanstalt „Prof. Junkers“ in Dessau erhielt 1929 Johannes Winkler aus Breslau. Die Dessauer Zeit bis 1939 war der längste Arbeitsabschnitt seiner beruflichen Tätigkeit.
  • Johannes Winkler entscheidet sich gegen das Gegenspritzverfahren lt. seiner Patentanmeldung vom 3.1.1929 und seiner letzten Veröffentlichung in der Zeitschrift „Die Rakete“ 11/12 1929 und entwickelt 1930/31 in der Forschungsanstalt „Prof. Junkers“ ein selbständiges Raketentriebwerk, das auf der Gasturbine von Lemale beruht.
  • Johannes Winkler ist 1934 in der Dissertation von Wernher von Braun der einzige frühe Raketenforscher, der in seinem Vorwort genannt wird. Dabei geht es vor allem um seine Berechnungen zum Wärmeübergang. Außerdem erklärt WvB, dass er zukünftig mit einer Zentraleinspritzung im Triebwerk arbeiten wird. Winkler war nach bisherigem Wissensstand der einzige frühe Raketenbauer, der vorher eine derartige Düse entwickelt hatte.
  • Winkler verließ im März 1931 die Junkers-Werke und entwickelte in der AG mit Hugo A. Hückel die erste europäische Flüssigkeitsrakete, die am 14.3.1931 als HW 1 in Dessau startete. Danach wurden Nachfolgetypen der HW 1 gebaut, von denen die HW 1c die Brücke zur HW 2 darstellt. Die Erprobung des Triebwerkes der HW 2 mit Methan und Sauerstoff erfolgte in Tegel. Die Forschungsarbeit in der AG war chronisch unterfinanziert und wurde mutmaßlich vom Reichswehrministerium behindert, wie die Suche nach einem Startplatz für die HW 2 zeigt. Die Modelle sind als Nachbauten auch im Technikmuseum Hugo Junkers in Dessau ausgestellt. Der Startversuch der HW 2 am 6.10.1932 in Pillau (Frische Nehrung) misslang.
  • Während der Arbeitslosigkeit beschäftigte er sich unter anderem mit seinem Manuskript „Die Rakete für flüssige Treibstoffe“ von 1929. Er versuchte 1933 eine Finanzierung mit Hilfe von Robert Esnault-Pelterie (Frankreich) und Nicolai A. Rynin (Sowjetunion) zu erreichen. Das Buch wurde in der Fassung von 1932 unter dem Titel „Der Strahlmotor“ durch die DGLR 1989 veröffentlicht. Eine Durchsicht zeigt, dass die Fassung 1932 unvollendet war.
  • Im Sommer 1933 erhält Johannes Winkler einen zweiten Arbeitsvertrag mit der Forschungsanstalt „Prof. Junkers“ zur Entwicklung eines Triebwerkes für einen Flugzeugjäger auf der Basis eines Projektes von Philipp von Doepp aus dem Jahr 1932.
  • Johannes Winkler testete in den Junkers-Werken bzw. in der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG (JFM) erfolgreich die Bündelung von Triebwerken. Er bündelte 10 Triebwerke a 100 kg und entwickelte ein Einzeltriebwerk mit einem Schub von 1.000 kg. Dazu liegen zeitgenössische Berichte und Fotos vor.
  • Da die Entwicklung von Raketentriebwerken in Dessau abgebrochen wurde, wechselte er 1939 in die Deutsche Luftfahrtforschungsanstalt in Braunschweig. Er arbeitete dort bis Kriegsende als Abteilungsleiter und verfasste zwei Berichte für die britischen Behörden. Sie beschäftigten sich mit neuen Verfahren zur Gasdissoziation und mit Zusammengesetzten Raketen. Der letztere Bericht wurde 1981 durch die DGLR veröffentlicht. Beide Berichte wurden von Prof. Epple, Coburg ausgewertet und es liegen erste Anmerkungen vor.

Johannes Winkler starb 1947 in Braunschweig an den Folgen eines Schlaganfalls.

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